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München

Ein Physiker beim G-7-Gipfel

Chefkorrespondent Wissenschaft
Wolfgang Heckl, Chef des Deutschen Museums, sprach dort über Nanotechnik

Auf dem G7-Gipfel in Schloss Elmau bei Garmisch-Patenkirchen hatten die Regierungschefs am vorigen Wochenende eine Reihe von Themen auf der Agenda, die einen starken Bezug zur Wissenschaft haben – etwa den Klimawandel oder antibiotikaresistente Keime. Zu beiden Themen wurden wichtige Beschlüsse gefasst. Die große Bedeutung der Wissenschaft wurde auch dadurch unterstrichen, dass im Partnerprogramm der Münchner Physiker Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, am Montag über Zukunftstechnologien des 21. Jahrhunderts referieren durfte.

Die Welt:

Sie waren Gast auf dem G7-Gipfel. Wie ist es denn dazu gekommen?

Wolfgang Heckl:

Die Bundeskanzlerin hatte mich eingeladen, im Rahmen des Partnerprogramms einen Vortrag über Nanotechnologie zu halten.

Was haben Sie erzählt?

Ich habe die Nanotechnik als eine zentrale Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts präsentiert. Zum Beispiel habe ich eine Krawatte mit Lotus-Effekt vorgeführt. Die nanofeine Strukturierung der Krawattenoberfläche sorgt dafür, dass Schmutz einfach abperlt. Die Krawatten habe ich dann übrigens verschenkt. Vielleicht werden die ja demnächst von den Staatsoberhäuptern getragen. Des Weiteren habe ich nanobeschichtete Golfbälle und das kleinste Loch der Welt präsentiert – das besteht nur aus einem fehlenden Atom in einem Kristall. Ich habe auch einen Film vorgeführt, in dem man sehen konnte, wie ein Rastertunnelmikroskop atomare Welten nicht nur abbilden, sondern auch gestalten kann.

Wie viele Zuhörer hatten Sie?

Rund zehn, darunter die Ehefrauen der Staatsmänner Abbe, Tusk und Harper sowie der Ehemann der Bundeskanzlerin, Herr Professor Sauer. Nach meinen Vortrag hat Herr Sauer noch über das Berechnen von rastertunnelmikroskopischen Bildern referiert. Da geht es etwa darum, wie man mithilfe eines solchen Mikroskops Abbilder von einem DNA-Molekül gewinnen kann.

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War Ihr Vortrag interaktiv?

Ja, die Zuhörerinnen wussten bereits eine Menge. Frau Harper hat sich dabei als Reparaturfreak geoutet. Sie repariert ihr iPhone mit Spezialwerkzeug selber – so wie ich es auch mache.

Wie sind Sie auf das Thema Reparaturen gekommen?

Ich hatte über atomares und molekulares Recycling gesprochen. Ein Blick aus dem Fenster auf die wunderbare Alpenlandschaft vor dem Wettersteingebirge hat mich davon schwärmen lassen, wie wunderbar die Natur sich selbst organisiert. Auf Wachstum folgt immer auch Recycling. Die Natur verwertet ja alles wieder. Das müssen wir in Zukunft auch mit den Rohstoffen und technischen Ressourcen so machen. Die Erde ist schließlich begrenzt. Die große Frage lautet: Wie können uns Technologien dabei helfen?

Der Klimawandel und das Kohlendioxid in der Atmosphäre waren ja wichtige Themen des G7-Gipfels. Wie sieht es denn beim Kohlendioxid mit einem Recycling aus?

Der natürliche Recyclingvorgang ist ja bekannt: Pflanzen nehmen aus der Luft Kohlendioxid auf und binden es. Denkbar wäre auch, dass wir Kohlendioxid industriell als Rohstoff nutzen, um komplexere Moleküle daraus aufzubauen – vielleicht sogar Treibstoffe. Mit neuen Technologien können wir jedenfalls viele konkrete Beiträge zum Klimaschutz leisten. Ein Beispiel ist die Nano-Beschichtung von Solarzellen. Ich habe in meinem Vortrag auch erklärt, wie man in Krankenhäusern mit nanosilberbeschichteten Türklinken die Ausbreitung von gefährlichen Bakterien hemmen kann.

Stichwort: Multiresistente Bakterien ...

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Genau. Auch das war ja ein großes Thema auf dem G-7-Gipfel.

Wissenschaft hat wohl noch nie eine so große Rolle auf einem G7-Gipfel gespielt?

Der wissenschaftliche Berater der britischen Regierung, Nicholas Stern, hat einmal gesagt, dass es heute keine politische Frage mehr gebe, die sich ohne die Unterstützung von Naturwissenschaft und Technik lösen ließe. Das sehe ich ganz genau so.

Bei den G-7-Gesprächen der Regierungschefs waren Sie aber nicht anwesend.

Richtig. Doch ich bin mir sehr sicher, dass dort die Wissenschaft eine große Rolle gespielt hat, denkt man nur an die Beschlüsse zur Klimapolitik. Das große Engagement der Kanzlerin für Wissenschaft und Technik und damit auch unseren Hightech-Standort bleibt nicht ohne Wirkung. Und ich habe die Hoffnung, dass die Damen, denen ich über Nanotechnik berichten durfte, diese Dinge ihren Männern weitererzählen werden.

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